Deine Kreativität aktivieren und zu mehr Lebendigkeit finden

Ich denke, der Grund, warum so viele Menschen, die sich eigentlich kreativ entfalten könnten, gehemmt sind und ihre Musik nicht herauslassen, ist Angst. Angst vor Ablehnung. 

 

Solange wir Kinder sind, scheint es leichter, die eigene Musik zu spielen. Kinder reagieren unmittelbar – sie zeigen ihre Gefühle, sie weinen im einen Moment und lachen im anderen. Sie haben eine unerschöpfliche Fantasie. Ich weiß noch, wie meine Stiefschwester und ich Stunden damit verbrachten, auf einer Wiese Suppen aus Blüten und Gräsern zu kochen, wie wir uns vorstellten, mit unseren Fahrrädern auf Weltreise zu sein und auf dem Spielplatz auf den Schaukeln so hoch in den Himmel flogen, dass wir glaubten, wir könnten eines Tages den Mond berühren. In unserem Zimmer erkundeten wir in Raumschiffen das ganze Weltall. Unser Bett wurde zur Kommandozentrale, der blaue Teppich zum Orbit.

 

In der Kindheit ist unserer Vorstellungskraft kaum eine Grenze gesetzt. Während wir erwachsen werden, verlieren wir diesen Zugang zu unserer Kreativität, zu unserem freien Selbstausdruck. Die Schule beginnt, wir bekommen Aufgaben gestellt, wir spüren, wie Erwartungen an uns herangetragen werden. Wir sollen vorbereitet werden auf „den Ernst des Lebens“. 

 

Und vielleicht sind da auch Stimmen, die anfangen, unsere Fantasie, unsere Träumereien, unsere kreativen Ergüsse zu bewerten. Plötzlich gibt es Kategorien: Gut. Schlecht. Besser als oder schlechter als… Wir vergleichen uns. Wir versuchen, uns einzuordnen.

 

Im worst case sagt vielleicht sogar eine Lehrer*in oder ein Elternteil zu uns: „Malen ist nichts, in dem du besonders gut bist.“ Oder: „Diese Geschichte ist nicht schlüssig erzählt.“ Oder einfach: „Ach, hör doch auf mit diesen Fantastereien.“

 

Und wir glauben es. Wir fangen an, unsere Musik in uns zu verschließen. Zeigen sie nur noch ausgewählten Menschen. Oder gar nicht mehr.

 

Und dann trifft uns die Pubertät wie ein D-Zug und hat Gefühle wie Scham, Verwirrung, Unsicherheit im Gepäck. Jetzt spielen wir auch in diesem Spiel um Attraktivität mit. Und die Angst davor, komisch zu sein, anders zu sein, ausgegrenzt zu werden, bekommt tausend neue Nuancen. 

 

In dieser Phase des Umbruchs versuchen wir, für uns einen Platz in der Welt zu finden. Es ist so eine sensible Phase. Wir wollen hineinpassen, vielleicht nicht unbedingt in die Welt unserer Eltern aber in die Welt einer Gruppe Menschen, die wir für bewundernswert erachten.

 

Je nachdem auf was für eine Gruppe Menschen wir da stoßen, verlieren wir auch in dieser Phase weitere Töne unserer ureigenen Melodie. Das heißt, wir verlieren sie nicht ganz. Aber wir vergessen sie für eine Weile, packen sie so gut beiseite, dass wir eines Tages nicht einmal mehr bemerken, dass wir sie lange nicht mehr beachtet haben. Warum bringen wir dieses Opfer? Warum beschneiden wir uns derart selbst?