
Es ist Zeit für dein kreatives Erwachen. Entdecke, wie lebendig es dich macht, etwas Kreatives zu schreiben und deine Texte mit anderen zu teilen. Als deine Mentorin begleite ich dich gerne auf deiner Schreibreise.
Viele Menschen, die ich kenne, würden die Frage, ob sie genug von dem tun, was sie lieben, mit „leider nein“ beantworten. Das gilt vor allem für diejenigen, die vom Schreiben träumen und das ist vielleicht kein Wunder, schließlich leben wir in hektischen Zeiten und brauchen für das Schreiben doch zumindest etwas Ruhe und Muße. Umfragen in meiner Community auf Insta oder auf meinem Newsletter bestätigen das. Der Tenor lautet: „Ich schreibe nicht so viel, wie ich eigentlich möchte und das quält mich.“
Auch ich kenne dieses Gefühl. Es scheint so wenig Zeit und Kraft übrigzubleiben im hektischen und übervollen Alltag. Zwei Übeltäter sind schnell gefunden:
1. Das Leben in der Konsum- und Leistungsgesellschaft.
Wir arbeiten immer mehr, um uns den Lebensstil finanzieren zu können, den wir uns wünschen. Die viele Arbeit erschöpft uns und von der Erschöpfung versuchen wir uns zu erholen, indem wir uns mit einem hübschen Kissenbezug, dem Kleid aus ökologisch hergestellter Baumwolle und der neuen Yogamatte belohnen. Der Konsum lässt den Stand unseres Bankkontos sinken und schon fühlen wir wieder Druck, noch mehr zu arbeiten.
2. Das Leben mit Social Media.
Selbst wenn wir keinen Luxus-Lifestyle anstreben – der Blick auf Social Media konfrontiert uns rund um die Uhr mit all dem, was die anderen haben. Wir verfolgen ihr Leben und kriegen Einblicke in alles, was sie besitzen: Ihren Kleiderschrank, ihren Urlaub, ihr Make-Up, ihre Notizbücher, ihren Garten, ihre Kameras, ihren Thermomix.
Wir sehen aber nicht nur materielle Dinge: Wir sehen auch Körper, die gestählt, Morgenroutinen, die durchgezogen und Bücher, die veröffentlicht werden. Dieser Blick ins Leben der anderen schürt so unterbewusst immer wieder unser Bedürfnis nach „mehr“ – mehr haben oder mehr erschaffen. Die Tatsache, dass wir über Social Media teilweise auch unser eigenes Leben mit anderen teilen, befeuert diesen Drang zusätzlich – alles soll schließlich instagrammable sein. Das, was wir haben und das, was wir tun.
Um dieser Bewegung, diesem Sog entgegenzuwirken, habe ich mich in letzter Zeit vermehrt mit den Themen Minimalismus, Slow Living und Social Media Detox beschäftigt. Ich habe mir verschiedene Youtube-Videos von entsprechenden Accounts angeschaut und hatte ursprünglich auch vor, sie hier zu verlinken – habe dann aber Abstand davon genommen. Warum?
Weil ich diese Profile, die sich mit dem entschleunigten Leben beschäftigen, nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Zu oft finden sich neben manchem hilfreichen Content doch auch wieder Inhalte, die aller Entschleunigung zum Trotz, sehr gut zu dem Dogma der Selbstoptimierung passen, das unsere neoliberale Gesellschaft dominiert. Auf dem Instagram-Kanal eines Minimalismus-Accounts habe ich zum Beispiel einige Magazine und Journals von Laura Malina Seiler gespottet – und deren Arbeit sehe ich extrem kritisch. Und auf einigen Kanälen scheint die Idee des Minimalismus auch ganz leicht in ihr Gegenteil zu kippen. Da geht es um Morgenroutinen, Fitnessvideos, Tipps für mehr Produktivität. Früh aufstehen, um zu meditieren, ein Dankbarkeitsjournal zu füllen und Yoga zu machen.
Natürlich SIND das alles tolle Dinge, die man tun kann und die sich per se sicher gut auf das eigene Wohlbefinden auswirken. Aber mich stört zum einen die Masse, also diese Aneinanderreihung von immer mehr guten Routinen, die irgendwie ja auch wieder diesen Optimierungs- und Wachstumsgedanken bedient. Und mich stört die Tatsache, dass das alles auch so medienwirksam inszeniert wird: Sanftes Licht, helle Farben, leicht perlende Musik. Diese Bilder vermitteln uns unterbewusst etwas – nämlich, dass im Leben dieser Personen eine angenehme Ruhe herrscht. Keine überreizten Nerven, keine Hektik, keine liegengebliebene Wäsche. Und wenn doch, dann gilt es, einen Weg zu finden, wie die Wäsche nicht mehr liegen bleibt. Die Sache ist aber: Im Leben bleibt die Schmutzwäsche (die reale und die im Kopf) immer wieder mal liegen. Das können wir nicht ausmerzen.
Das Leben IST eben auch Chaos und Anstrengung und Orientierungslosigkeit und Überforderung. Und an manchen Tagen kommt es uns einfach nur scheiße anstrengend und unfair vor. Und dieser Aspekt fehlt mir auf diesen Accounts. Die Akzeptanz dessen, was nicht aufgeräumt werden kann.
Ein Mensch zu sein, das beinhaltet nun mal, dass manchmal alles rumfliegt. Nicht nur in der Wohnung, auch und vor allem im Geist. Wir werden immer wieder Momente von Chaos und Stress empfinden und kein Weg führt daran vorbei. Und das gilt übrigens auch fürs Schreiben: Auch beim Schreiben bleibt die Schmutzwäsche liegen – all die Szenen, mit denen wir nicht weiterkommen. All die Ideen, die nie umgesetzt werden.
Es wird nie gelingen, immer inspiriert und beseelt am Tisch zu sitzen und zu schreiben. Manchmal, ja. Und das ist wundervoll und dafür lohnt es sich. Aber zwischen diesen Momenten kann Schreiben ein echter pain in the ass sein. Es macht nicht per se und über Nacht plötzlich glücklich. Auch die Biografien von berühmten Schriftsteller*innen sind nicht frei von den Dramen des Menschseins – von Sucht, Neid, Selbsthass, Exzessen, Zerstörung.
Es gibt keinen heiligen Gral, kein perfektes Dasein, das uns gelingt, wenn wir erst regelmäßig aufräumen, meditieren oder schreiben. Es gibt nur uns. Mit dem Drama. Mit der Verwirrung. Mit dem Chaos. Meine Annäherung an den Minimalismus und das Slow Living Konzept ist und bleibt deshalb immer eine Annäherung. Weil mir „ein bisschen weniger“ gut tut. Nicht „maximal weniger“.
Wenn ich durch ein aufgeräumtes Wohnzimmer also mehr Ruhe im Kopf finde, dann ist das angenehm. Wenn ich mich dadurch besser auf meinen Roman konzentrieren kann – super! Das Schreiben selbst aber bleibt genauso anstrengend, mühsam, quälend und so herrlich, berauschend und wundervoll wie es immer war.
Falls du also etwas von den Ideen umsetzen möchtest – ausmisten, meditieren oder Social Media Detox –, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben, dann tu das. Denn es ist ein schönes und selbstwirksames Gefühl, das mit der eigenen Zeit zu tun, was man eigentlich will. Es fühlt sich irgendwie „richtiger“ an, als sich von Reel zu Reel zu wischen. Leicht und locker flockig aber fühlt es sich ganz sicher nicht immer an. Schon gar nicht 24/7.
Und manchmal, oder oft, ist es wirklich wirklich anstrengend. Auf meinem Substack-Blog, auf dem ich meinen Schreibsommer 2023 begleite, kannst du von diesen Auf und Abs lesen.
Halten wir also fest: Die Schmutzwäsche des Lebens bleibt uns erhalten, egal, was wir tun. Egal, wie viel wir schreiben und ausmisten oder nicht. Wenn wir das als Wahrheit akzeptieren, drohen wir nicht in die Minimalismus-Maximierungsfalle zu geraten oder in die Kreativitäts-Maximierungsfalle, die uns glauben machen will, es gäbe einen Weg zu einem störungsfreien Dasein. Das Leben per se ist voll von Störungen. Ebenso das Schreiben.
Aber das Schreiben gibt uns, und das liebe ich so an ihm, die Möglichkeit, aus diesen Störungen, die in unserem eigenen Leben viel Unordnung angerichtet haben mögen, etwas zu erschaffen, das anderen beim Aufräumen ihrer eigenen Unordnung weiterhilft. So, wie vielleicht dieser Blogartikel.
Ehrliche Grüße von meinem Schmutzwäscheberg zu deinem,
deine Kea.
Es ist Zeit für dein kreatives Erwachen. Entdecke, wie lebendig es dich macht, etwas Kreatives zu schreiben und deine Texte mit anderen zu teilen. Als deine Mentorin begleite ich dich gerne auf deiner Schreibreise.