Hallo Lexa,
vielen Dank für deinen Kommentar – mir ist klar, dass diese Gedanken erstmal radikal anmuten.
Allerdings möchte ich auch nicht missionieren. Ich freue mich für jede/r, die/der mir sagt, dass sie sich wohl und glücklich fühlen in ihrer Ehe/Partnerschaft – schließlich habe ich selbst mal geheiratet :)
Die Erkenntnisse, die ich in den letzten Jahren über Ehe, Partnerschaft, Polyamorie und den Unterschied zwischen Ego und Selbst gewonnen habe, teile ich in meinen Artikeln für alle, die darin wertvolles finden, weil sie mit den klassischen Formen auf Dauer nicht zufrieden waren.
Aber in diesem Punkt „Dieses Sicherungsnetz was man braucht, um sich selbst zu finden und als eigene Persönlichkeit zu leben. Nicht auf der ewigen Suche nach Glücksmomenten, sondern mit der Sicherheit von Glücksmomenten.“ – da kann ich nicht mitgehen. Denn die freie Form der Liebe ist kein blindes Jagen nach Glücksmomenten, sondern ein Weg zu tiefem, inneren Frieden und Zufriedenheit. Zufriedenheit, die keiner Bestätigung durch das Außen mehr bedarf. Die natürlich trotzdem liebevollen Kontakt und Verliebtheit kennt! Aber ein „Sicherungsnetz“ ist, in meinen Augen, niemals beim Partner oder der Partnerin zu finden – diesen Hunger können wir an anderen nicht stillen, den können wir nur selbst stillen.
Ich finde das selbst Schade :D Aber diese Aufgabe können wir einfach nicht delegieren. Vorübergehend natürlich! Aber nicht nachhaltig.
Natürlich werden die meisten Menschen ihr Leben in Partnerschaften und Ehe verbringen – wobei ich glaube, dass die Ehe, auf seeehr lange Sicht gesprochen, ein vorübergehendes Modell sein wird. Sie ist in der Geschichte der Menschheit ein Wimpernschlag, es gibt sie erst seit so kurzer Zeit und die unglückliche Verknüpfung von Heirat und romantischer Liebe sogar noch kürzer (eigentlich diente sie ja ganz anderen, wirtschaflichen Zwecken).
Ich glaube daran, dass sich unsere Gesellschaft von diesem Liebesmodell wegbewegen wird – aber das werde ich sicher zu Lebzeiten nicht mehr mitbekommen. Was auch nicht schlimm ist und es heißt auch nicht, dass es „schlecht“ ist, in einer Beziehung zu sein! Wir haben alle unseren eigenen Weg und die Hauptsache ist, dass es uns gut geht. Und das ganze Thema Liebe und Partnerschaft bietet der Menschheit eine so immense Möglichkeit, zu wachsen, dass es eben auch nicht „falsch“ ist – sondern für jeden genau so, wie es zum jeweiligen Zeitpunkt richtig ist!
Liebe Grüße!
Kea
Moin Kea,
Ehe ist genauso wenig falsch wie Nicht-Ehe. Jeder so, wie er sich wohl fühlt. Ich wollte die Ehe auch nicht höher heben, als sie steht. Wie du gehe ich davon aus, dass sie die momentane Form der „offiziellen“ Partnerschaft ist. Es werden andere kommen. Ganz sicher.
Nur beim Sicherungsnetz sind wir völlig unterschiedlicher Meinung. Ich denke nicht, dass sich jemals jemand selbst so sehr genug sein kann, dass er nicht doch einen konstanten Menschen in seinem Leben braucht, der potentiell da ist um einen aufzufangen. Das heißt nicht, dass es dazu kommen muss, aber Menschen brauchen diesen anderen Menschen, damit sie ohne existentielle Angst leben können.
In der Kindheit sind es (normalerweise) die Eltern, später dann Partner oder Freunde, die einem diese Sicherheit bieten. Und noch später vielleicht die eigenen Kinder.
Irgendwer ist da immer, der einem Sicherheit vermittelt. Und wenn es so eine Person nicht gibt, wer auch immer sie ist, dann ist es auch nicht weit mit der Selbstliebe, denn wer einsam ist hat keine Ressourcen um sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Aber das ist einfach nur meine Überzeugung. Das macht deine ja nicht weniger richtig. Eine Weltanschauung, wie es Religionen auch sind ;)
LG Lexa
Liebe Kea,
deine Gedanken finde ich unheimlich interessant, auch wenn ich mich selbst nicht darin wiederfinde. Aber das ist vermutlich deswegen so, weil ich mich in meiner Ehe absolut glücklich wiederfinde und keine Veranlassung sehe, irgendetwas Grundlegendes daran zu ändern.
Ins Auge gestochen ist mir vor allem dein Satz „Liebe ist bedingungslos“ … denn erst letzte Woche habe ich mich mit der Mutter einer in Scheidung lebenden Frau unterhalten, die sagte: „Es hätte bei den beiden ja nicht enden müssen, er hätte sich bloß zu ändern brauchen.“
Ich finde es aber falsch, sich für jemanden zu ändern, der offenbar keine bedingungslose Liebe empfindet. Klar, dass jeder schlechte Angewohnheiten hat und vielleicht froh ist, wenn er einen Anstoßpunkt zu Änderung bekommt … aber grundlegend für einen anderen Menschen ändern? Nein, danke!
Und wenn es bei uns mal so weit sein sollte, muss ich mir Gedanken machen. Vorher bin ich einfach glücklich :)
Liebe Grüße
Caro
Liebe Caro,
schön, dass es euch beiden so gut miteinander geht! Das klingt nach vielen, schönen Liebesmomenten ❤️.
Ich stimme dir zu, dass es selten gut geht, wenn sich jemand für die Partnerschaft stark verbiegen muss – wie du schon sagst, das meint nicht, dass man für den Partner nicht den einen oder anderen Kompromiss macht. Aber eben aus freien Stücken und nicht aus einem „wenn du XYZ nicht erfüllst, liebe ich dich nicht mehr“ heraus.
Wobei man auch nach einer Trennung und Scheidung noch liebevoll miteinander verbunden sein kann – aber eben als Paar getrennte Wege geht. Leider spielen hier die vorher enttäuschten Erwartungen meist eine große Rolle, was dann auch für viel Streit und Kummer sorgt. Achja, Partnerschaft und Liebe – ein Feld ewigen Wachstums :)
Liebe Grüße zu dir!
Kea
Oh ja, ich glaube die enttäuschten Erwartungen sorgen oft dafür, dass Paare nach einer Trennung nicht mehr nett zueinander sind …
Aber solange man sich selbst liebt, tut das ja zumindest einer ;)
Uff, Kea, selten traf jemand so sehr meinen inneren Zustand wie du heute… Und deine letzten Gedichte sind perfekt für meinen Gemütszustand gerade…
Mir fehlen ein wenig die Worte…
Liebe Grüße, Claudia
Oh wow – ich danke dir, Claudia. Es ist so schön, wenn Menschen sich in meinen Worten wiederfinden!
Ich schicke dir ganz viel Licht und Liebe ins Herz!
Liebe Lea, ich mag Deine Texte so sehr!! Die meisten regen mich zum Nachdenken an und auch zum überdenken vieler Dinge. Ich bin seid 30jahren mit meinem Mann zusammen,seid wir 18 sind. Seit 21 Jahren sind wir verheiratet und haben zwei Töchter. Das „Geheimnis“ unserer Beziehung ist das wir zwei völlig verschiedene Menschen sind,mit absolut verschiedenen Interessen und auch außer dem gleichen Freundes und Bekanntenkreis auch noch unseren eigenen haben. Wir haben uns nicht angepasst aneinander und das ist gut so. Ich glaube viele Pärchen versuchen sich zu sehr aneinander anzupassen und das kann nicht gut gehen. Ich bin trotz Ehe und Kinder ein eigenständiger Mensch mit eigenen Interessen und Hobbys. Es ist natürlich auch bei uns nicht immer nur „Friede,Freude,Eierkuchen…“ Aber das soll es auch nicht. Letztlich ist jeder für sich selbst verantwortlich und einige leben als hätten sie noch ein zweites Leben im Koffer……. Ich hoffe auf noch viele weitere Texte von Dir. Man ist nie zu alt zum Nachdenken und zum ändern von Dingen mit denen man nicht zufrieden ist. Ich nehme gerne Ratschläge und Inspirationen mit auf meinen Weg. Sei ganz lieb gegrüßt Marion
„einige leben als hätten sie noch ein zweites Leben im Koffer“ – was für ein genialer Spruch, Marion :D
Ich danke dir für deine tolle Rückmeldung! Wie toll, dass ihr so einen schönen Weg miteinander gefunden habt, der euch genug Luft lässt und auf dem ihr euch trotzdem nicht verloren geht! Nach dieser Balance suchen viele Menschen.
Es freut mich wirklich so sehr, dass meine Texte dich inspirieren können: das zu hören, ist für mich jedes Mal ein Geschenk! Danke!
Liebe Grüße an dich!
Kea
Liebe Kea, ich habe deine beiden blogs durchgelesen und möchte dir für die Hirnnahrung danken :) Deine Artikel regen mich zum Bücher herauskramen und lesen und diskutieren an (wie schade, dass Die Salons auf Eis liegt. ‚Ein Garten voll mit diskutierenden Frauen‘, das fände ich toll, fühle ich mich doch auch öfters allein mit den Themen, für die ich brenne) , so auch wieder dieser: ich stelle mal in den Raum, dass nicht Liebe, sondern Verliebtheit ein Schmetterling ist.
Vielleicht scheitern auch viele in ihren Beziehungen an der Liebe (selbst wenn die Beziehung „für immer“ besteht)j. Wir wollen so sehr geliebt sein, vielleicht um unsere mangelnde Selbstliebe auszugleichen, dass wir vergessen zu lieben. Inwieweit Monogamie, Tauschhandel zur Bedürfnisbefriedigung und Besitzdenken der Liebe zuträglich sind, darf in Frage gestellt werden.
Ich fand die Ausführungen von Erich Fromm sehr ansprechend, dass Liebe, wie jede andere Kunst, geübt werden muss, und dass sie uns mitnichten zufliegt. Oh, sehr spannendes Thema!
Alles Liebe :)
Wow, Alice, da hast du meinen ganzen Artikel eigentlich in so einen tollen Satz gepackt: „Wir wollen so sehr geliebt sein, dass wir vergessen zu lieben.“ So ist es wohl wirklich oft.
Ich glaube auch nicht, dass die Liebe uns zufliegt, weil sie bereits in uns ist – aber unsere eigene Bedürftigkeit schiebt sich immer wieder wie eine Wolke über diese Sonne. Es ist so unglaublich schwer, sich selbst ein stabiles Hoch zu geben, um mal bei der Wettermetapher zu bleiben – ich merke es in den letzten Wochen wieder einmal. Aber ich glaube fest daran, dass das ein Weg ist, den zu gehen sich lohnt ❤️❤️❤️
Hallo Kea,
ich bin heute zufällig über dein Blog gestolpert und es macht großen Spaß zu stöbern. Diesen Text nehme ich schon mal mit in die kommenden Woche und zur nächsten versackten Nacht am WG-Küchentisch. Besten Dank!
Herzliche Grüße
Helena
Hach. <3 Ich habe den Artikel jetzt bestimmt schon 5 mal, wenn nicht sogar öfter gelesen. Ich musste wohl erst einen monogame Beziehung mit einem Narzissten führen um zu bemerken, dass das nicht mein Weg ist. Vor dieser Beziehung war ich schon nah an diesen Gedanken, von denen Du schreibst, jetzt aber bin ich bereit mich darauf einzulassen. Und das ist ein wunderbares Gefühl! Ich danke Dir dafür!
Es gibt zu dem Thema ein tolles, radikales, Augen öffnendes Buch. Ein Klassiker ohne esoterische/religiöse Weisheiten (aus der Geistigen Welt), das mein gesamtes Verständnis von Liebesbeziehung umgekrempelt hat. Es besagt im Grunde das gleiche wie dein Artikel, Kea,, und räumt grundlegend auf mit den uns eingetrichterten Illusionen rund um die romantische Liebe: ganz letzten Endes sind wir allein und nur auf der freien Basis dieser Erkenntnis kann sich das Vögelchen Liebe entfalten.
Der Titel: Die Liebe: Psychologie eines Phänomens
Der Autor: Peter Lauster
Und die schönste Gedichtzeile, die ich kenne, stammt aus Jannis Ritsos‘ „Mondscheinsonate“:
Τό ξέρω πώς καθένας μονάχος πορεύεται στόν ἔρωτα, μονάχος στή δόξα καί στό θάνατο
Ich weiß es ja, dass jeder allein steht, in der Liebe, im Ruhm, und im Tod.
17 Comments
Oh liebe Kea, wie sehr du mir mal wieder aus dem tiefsten Herzen sprichst! Ich fühle das alles auch, ich bin mir da vollkommen sicher dass das so ist, weil es sich PUR anfühlt. Ich liebe deine Worte ❤️. Alles Liebe zu dir, Lea
Liebe Lea – vielen herzlichen Dank! ❤️❤️❤️
Es freut mich sehr, dass meine Worte in deinem Herzen auf einen Resonanzkörper treffen!
Ich spüre, auch immer wieder am eigenen Leib, welch große Herausforderung diese Form des Liebens ist – sie bringt uns unweigerlich mit den unangenehmen Gefühlen des Egos in Kontakt und das kann sehr schmerzhaft sein, aber wenn wir sie durchleben, verlieren sie auch an Macht.
Ich wünsche mir wirklich eine Welt, die die Selbstliebe und die Liebe zur Schönheit des Lebens kultiviert und verehrt – wie wären damit so viel freier und leichter!
Liebe Grüße an dich!
Kea